In diesem Artikel möchte ich einen Überblick über erhältliche CAT- und CAI-Tools sowie eventuelle Vergünstigungen für Studierende und Absolventen geben. Bei den genannten Tools handelt es sich um Softwarelösungen, die Übersetzer und Dolmetscher bei der Terminologie- und Wissensverwaltung unterstützen.

(Nicht nur) im Studentenleben ist am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig. Auch nach dem Studium und beim Einstieg ins Berufsleben sind die finanziellen Mittel zumeist beschränkt. Dennoch kommt man um gründungsrelevante Investitionen nicht herum: eine eigene Website, Visitenkarten, ein leistungsfähiger Laptop, Büroausstattung und diverse Softwares. Ein professioneller Übersetzer benötigt ebenso ein CAT-Tool, ein Konferenzdolmetscher ein CAI-Tool. Es gibt verschiedene Anbieter deren Programme mehrere hundert Euro kosten können. Ausgaben in dieser Höhe sollen wohl überlegt sein. Es gibt aber besondere Angebote für Studierende und Absolventen, auf die ich hier eingehen möchte.

In diesem Artikel angesprochene CAT-Tools: Trados Studio, Wordfast, Déjà Vu, STAR Transit, OmegaT, Across Language Server, memoQ sowie Memsource

In diesem Artikel angesprochene CAI-Tools: Interpretbank, Interplex, Terminus, Interpreters’ Help, Lookup, Glossary Assistant sowie Flashterm

CAT-Tools

Was sind CAT-Tools?

CAT steht für computer-assisted translation (auch: computer-aided translation). Ein CAT-Tool ist somit eine Software zur Erstellung computergestützter Übersetzungen. Hierbei ist zu betonen, dass CAT-Tools nicht mit dem maschinellen Übersetzen gleichzusetzen ist. CAT-Tools fertigen nicht automatisch Übersetzungen an, sondern unterstützen den „Humanübersetzer“ bei seiner Arbeit.

Wozu dienen CAT-Tools?

CAT-Tools beinhalten ein Translation-Memory-System und eine Terminologie-Datenbank. Alle in der Software erstellten Übersetzungen und eingetragenen Termini werden zentral gespeichert und sind jederzeit abrufbar.

Beim Einchecken des zu übersetzenden Texts in der Ausgangssprache sorgt das CAT-Tool für das Alignment des Dokuments in einzelne Segmente, das heißt, das Programm teilt den Ausgangstext in Abschnitte auf. Das hat keine Auswirkungen auf das ursprüngliche Dokument, sondern dient der besseren Übersicht im Übersetzungsprozess. Der Übersetzer sieht auf einer Hälfte des Bildschirms den strukturell aufbereiteten Ausgangstext und fertigt auf der anderen Hälfte Abschnitt für Abschnitt seine Übersetzung an. Nach Abschluss der Übersetzung fügt die Software den Text in der Zielsprache zusammen. Zusammengehörende Ausgangs- und Zieltexte werden in den Übersetzungsspeicher (das bereits erwähnte Translation-Memory-System) eingepflegt und werden dem Übersetzer angezeigt, falls in darauffolgenden Übersetzungsaufgaben gleiche oder ähnliche (Teil-)Sätze vorhanden sind. Des Weiteren ermöglichen CAT-Tools die Konvertierung des Texts in verschiedene Formate zur Weiterverarbeitung in Textverarbeitungs- und Desktop-Publishing-Programmen.

Zur Qualitätssicherung ist eine Rechtschreibprüfung sowie Suche in der eigenen Terminologie und Online-Wörterbüchern integriert.

Verschiedene Projektmanagement-Elemente verbessern den Arbeitsablauf (Workflow). Dadurch gewinnt der Übersetzer einen optimalen Überblick und behält die Kontrolle über seine Tätigkeit. Das CAT-Tool zählt automatisch die zu übersetzenden Wörter, zeigt einen Fortschrittsbalken und ermöglicht das Eintragen von Abgabefristen. Die Hauptvorteile der Nutzung von CAT-Tools sind also die konsistente Nutzung spezifischer Terminologie und funktionierender Übersetzungen, Verkürzung der Lieferzeiten, Kostenreduzierung und -kontrolle.

Welche CAT-Tools gibt es?

Es gibt weit mehr als zehn verschiedene CAT-Tools, die sich auf dem Übersetzermarkt etabliert haben. Es würde den Rahmen meines Eintrags sprengen, auf alle Einzelheiten eines jeden Tools einzugehen. Ich denke, jedes CAT-Tool hat gewisse Vorzüge aber auch Schwachpunkte. Zu jeder Software lassen sich im Internet ausreichend Informationen und Berichte finden, wodurch man selbst herausfinden kann, welches Tool die eigenen Anforderungen optimal deckt. Zu den bekannteren Beispielen und Marktführern gehören die CAT-Tools Trados Studio, Wordfast, Déjà Vu, STAR Transit, OmegaT, Across Language Server, memoQ sowie Memsource. Stand der nachfolgenden Informationen: Februar 2020

Kostenlose CAT-Tools

Im Vergleich zu kostenpflichtigen CAT-Tools bieten kostenlose CAT-Tools weniger Funktionen und Support, gelten als weniger benutzerfreundlich und komplizierter in der Handhabung. Zum Einstieg sind sie dennoch nützlich. Hier drei Beispiele für kostenfreie CAT-Tools:

Wordfast Anywhere: Wordfast Anywhere ist ein kostenloses browserbasiertes CAT-Tool des Unternehmens Wordfast LLC. Es benötigt keine eigene Programmoberfläche. Nach erfolgter Registrierung loggt man sich auf der Startseite ein und arbeitet ausschließlich im Umfeld des eigenen Internetbrowsers. »Mehr Informationen

OmegaT: Bei OmegaT handelt es sich um eine Open-Source-Software, die unter Linux, Microsoft Windows und macOS funktioniert. »Mehr Informationen

Across Language Server: Der Across Language Server ist ein vom Unternehmen Across Systems GmbH (mit Sitz in Karlsbad, Baden-Württemberg) vertriebenes CAT-Tool, das für Windows konzipiert wurde. Die Einzelplatzanwendung Across Translator Edition ist in der Basic-Version kostenlos. Das Unternehmen bietet außerdem eine Kooperation mit Bildungseinrichtungen an. Hochschulen und Studierende erhalten die Software kostenfrei für Ausbildungszwecke und zur privaten Verwendung. Ebenso ist die Vereinbarung von Gastvorträgen oder anderen unterstützenden Dienstleistungen möglich. »Mehr Informationen

Vergünstigte CAT-Tools (für Studierende und Absolventen)

MemoQ: Die ungarische Firma Kilgray vertreibt das CAT-Tool memoQ für die Betriebssysteme Microsoft Windows und Parallels. Es bietet ein Hochschulprogramm an, dem auch zahlreiche deutsche Universitäten angehören. Die Bildungseinrichtungen sind berechtigt, kostenlos eine unbegrenzte Anzahl von memoQ-Lizenzen für Ausbildungszwecke zu nutzen. Studierende und Absolventen (sofern der Abschluss in den letzten zwölf Monaten erreicht wurde) der Universitäten, die Teil des akademischen Programms von memoQ sind, können darüber hinaus eine vergünstigte Version von memoQ translator pro für 99 statt 620 Euro erwerben. Auch Studierende und Absolventen anderer Universitäten dürfen anscheinend vom Angebot Gebrauch machen, denn es heißt: „[…] ist Ihre Hochschule nicht in der Partnerliste aufgeführt, dann nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf.“ »Mehr Informationen

Trados: Trados Studio ist ein Produkt des britischen Unternehmens SDL plc. Es wird für Windows-Betriebssysteme entwickelt. Die aktuelle Version ist Trados Studio 2019. SDL bietet ein Hochschulprogramm für Studierende und Absolventen an. Sie erhalten das CAT-Tool zum Studentenpreis, wodurch beispielsweise eine unlimitierte Vollversion von SDL Trados Studio 2019 Freelance dann 229 statt 695 Euro (zzgl. MwSt.) kostet. »Mehr Informationen

Déjà Vu: Betreiber des CAT-Tools Déjà Vu ist das französische Unternehmen Atril. Es wurde für die Betriebssysteme Windows und Parallels entwickelt. Die aktuelle Version ist X3 9.0. Zu Demozwecken bietet Atril Déjà Vu X3 Free an, wodurch der Nutzer eine Vollversion des CAT-Tools 30 Tage lang kostenlos testen kann. Im Rahmen seiner Student Partnership können Studierende und Absolventen eine Lizenz von Déjà Vu X3 Professional für 165 statt 420 Euro (zzgl. MwSt.) erwerben. »Mehr Informationen

Memsource: Memsource ist ein in der tschechischen Hauptstadt Prag ansässiges Unternehmen, das das gleichnamige CAT-Tool anbietet. Es wurde für Windows und Mac entwickelt. Es existiert die Möglichkeit, das Produkt 30 Tage lang kostenlos zu testen. Ebenso die Personal Edition, mit der maximal zwei Dateien zur gleichen Zeit übersetzt werden können, wird kostenlos – vor allem für Gelegenheitsübersetzer – angeboten. Die höherstufigere Einsteiger-Version Team Start kostet 20 Euro im Monat. Im Rahmen der Academic Edition können Hochschulen die Nutzung von Memsource zu Bildungszwecken beantragen. Eine vergünstigte Vollversion für Studierende und Absolventen gibt es nicht. »Mehr Informationen

CAI-Tools

Das entsprechende Pendant für Dolmetscher sind die CAI-Tools, die Dolmetscher vor, während und nach einem Auftrag bei der Terminologie- und Wissensverwaltung unterstützen. Nachfolgend sieben Beispiele für CAI-Tools:

Interpretbank: Claudio Fantinuoli entwickelte das Tool Interpretbank. Die aktuelle Version ist Interpretbank 6, die sowohl für Windows als auch Mac angeboten wird. Für Studierende und Absolventen wird die Vollversion für einmalig 79 statt 189 Euro (zzgl. MwSt.) angeboten.  »Mehr Informationen

Interplex: Diese Glossar-Software für Dolmetscher und Übersetzer wurde von Peter Sand geschaffen. Es wird für die Betriebssysteme Windows und Mac angeboten. Es gibt für beide Betriebssysteme eine kostenfreie und zeitlich begrenzte Demoversion. Die Vollversion kostet sowohl für Windows als auch Mac 75 US-Dollar. Vergünstigungen gibt es keine. »Mehr Informationen

Terminus: Nils Wintringham entwickelte Terminus für Windows. Es wird eine kostenfreie Demoversion angeboten, die nicht zeitlich begrenzt ist, aber nur eine gewisse Anzahl an Einträgen erlaubt. Die Vollversion kostet 148 SFr. (zzgl. MwSt.). Vergünstigungen werden nicht angeboten, aber Hochschulen erhalten zu Bildungszwecken 50 % Rabatt. »Mehr Informationen

Interpreters’ Help: Interpreters’ Help von Benoît Werner und Yann Plancqueel ist eine Cloud-Lösung, das heißt, alle Glossare werden online gespeichert. Für Dozenten und Studierende wird eine kostenfreie Vollversion für die Dauer des Studiums, beziehungsweise zur Nutzung im Unterricht, angeboten. Zu beruflichen Zwecken wird eine kostenfreie Vollversion angeboten, die die Erstellung eines Glossars mit bis zu 500 Einträgen erlaubt. Die uneingeschränkte Vollversion kostet 20 Euro (zzgl. MwSt.) pro Monat. »Mehr Informationen

Lookup: Dieses CAI-Tool wurde von Christoph Stoll entwickelt. Es werden verschiedene Versionen angeboten. Die kostenfreie LookUp University Edition ist an Studierende gerichtet. Diese Lizenz hat eine Gültigkeit von 180 Tagen (Verlängerung möglich) und maximal 10 000 Einträge können vorgenommen werden. Die kommerzielle LookUp Demo-Version ist kostenlos, auf 3 Monate und/oder 5000 Einträge begrenzt. Die Vollversion LookUp Pro hat einen Preis von 99 Euro (zzgl. MwSt.). »Mehr Informationen

Glossary Assistant: Der Glossary Assistant von Reg Martin ist eine CAI-Lösung für Windows und Android. Es ist kostenfrei. Es ist nur durch Kontaktaufnahme mit dem Entwickler erhältlich. »Mehr Informationen

Flashterm: Dieses CAI-Tool wird von der Eisenrieth Dokumentations GmbH vertrieben. Es wird für Windows, Mac, iOS und als Browserlösung angeboten. Eine Demoversion wird auf Anfrage angeboten. Weitere Preis-Informationen sucht man vergeblich. »Mehr Informationen

Fazit

Zahlreiche CAT- sowie CAI-Tools werden kostenfrei oder vergünstigt, zur akademischen oder auch kommerziellen Nutzung, angeboten. Die Auswahl ist groß. Ein Terminologie- und Wissensmanagementtool zu besitzen, ist kein Muss für Übersetzer und Dolmetscher, aber eine nützliche Unterstützung im Berufsalltag. Mit dieser Übersicht gebe ich einen Einblick in die Welt der CAT- und CAI-Tools. Nun liegt es an jedem selbst, sich mit den Funktionalitäten sowie den Vor- als auch Nachteilen auseinanderzusetzen.

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